...während der Inselrundfahrt zu sehen - die St. Laurentii Kirche und der Friedhof in Süderende auf Föhr
St. Laurentii Kirche in Süderende auf Föhr
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St. Laurentii Kirche ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche in Süderende auf Föhr, auf friesisch Söleraanj, auf der nordfriesischen Insel Föhr.
In einem Kirchenverzeichnis aus dem Jahre 1240 wurde die St. Laurentii auf Föhr erstmals urkundlich erwähnt.
Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut bzw. erweitert.
Das erste Kirchenhaus entstand wahrwscheinlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts als ein spätromanischer Granitquaderbau, welche auch heute noch im Mauerwerk sichtbar sind. Das einstige Kirchenhaus bestand aus einem rechteckigen turmlosen Kirchenschiff.
Das erste Kirchenhaus hatte damals in Höhe und Breite etwa ein Drittel der Ausmaße des heutigen Langhauses.
Zur Ostseite schlossen sich vermutlich ein quadratischer oder rechteckiger Chor sowie eine Halbkreisapsis an.
Die St. Laurentii auf der Insel Föhr war vom Baustil her, eine der auf der kimbrischen Halbinsel verbreiteten romanischen Granitquaderkirchen gleich.
Das Kirchenhaus war anscheinend die einzige nordfriesische Kirche, die bis zur Dachtraufe aus Granit gebaut wurde.
Andere Kirchen in der Region wurden oft als Granitquaderbau begonnen, aber dann aus Ziegel oder Tuffstein vollendet.
Die Kirche St.Laurentii auf Föhr hatte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine umfangreiche Erweiterung bekommen.
Zu dieser Zeit wurde in Nordfriesland der Granitquaderbau durch die Backsteinbauweise abgelöst.
Um das Kirchenhaus in späterer Zeit um ca. neun Meter zu verlängern, wurde die Westwand St. Laurentii Kirche entfernt.
Die Granitquader der Wand wurden dann beim Bau der hauptsächlich aus Backstein bestehenden Kirchenerweiterung erneut verwendet.
Die zugespitzten Fenster in den neuen Mauern der Kirche weisen schon ein Merkmal der Spätromanik auf.
Mit oder nach der Westerweiterung erhielt das Kirchenhaus im Osten eine veränderte Apsis und eine neue größere Choranlage,
deren Grundriss nicht mehr die romanische Halbkreisform, sondern ein Vieleck aus drei Seiten des Sechsecks zeigt.
Die Fenster der Kirche entsprechen denen der Westverlängerung. An der Südseite des Chores ist eine zugemauerte Priesterpforte sichtbar,
die die Kirche mit einem reetgedeckten Vorhaus verband, welches sich bis zur Vermauerung der Tür im Jahre 1844 südlich an die Kirche anschloss.
Noch im 13. Jahrhundert wurde eine zweite Erweiterung des Kirchenhauses vorgenommen.
Statt eines vollständigen Querschiffs, wie z.B. bei der St. Johannis-Kirche in Nieblum auf Föhr, wurde nach der Neugestaltung
des Chors ein quadratisches Norderquerhaus errichtet und die Fenster des erweiterten Altarraumes sind in zugespitzter gotischer Bauweise.
Wie bei der Westerweiterung und der Erneuerung der Apsis wurden auch bei der Norderweiterung die übrigen alten Granitquader verwendet.
Zur Errichtung des Norderquerhauses und der spätgotischen Sakristei bediente man sich des weiteren an den Mauerresten der ersten Apsis.
Im 13. Jahrhundert war bereits die heutige Größe des Kirchenschiffs ohne Turm erreicht.
Der Kirchturm der St. Laurentii auf Föhr wurde ca. Mitte des 15. Jahrhunderts in einer spätgotischen Bauweise angefügt.
Die Erweiterung der Kirche umfasste auch den Einbau von Gewölben im Langhaus, neuer Fenster und den Anbau der Sakristei.
Die ursprünglichen Außenschalen aller drei Kirchen auf Föhr wurden durch das salzhaltige Klima an der Nordseeküste
stark geschädigt und sind fast vollständig erneuert worden. Eine 1771 mit kleinformatigen Ziegeln durchgeführte Verblendung war 1964 so schadhaft,
dass die Außenschale der West-, Süd-, und Ostseite durch maschinell produzierte Ziegeln erneuert werden musste.
Im oberen Bereich des Kirchturms befinden sich die drei Bronzeglocken der St. Laurentii Kirche auf Föhr.
Die älteste Kirchenglocke wurde 1753 in Hamburg gegossen und dann 1869 von Gustav R. Häuflich in Husum umgegossen.
Die beiden kleineren Kirchenglocken der Gießerei Rincker in Sinn kamen 1965 und 1966 hinzu.
der Vorraum der St.Laurentii Kirche auf Föhr
Das barocke Marmortaufbecken ließ Kapitän Rörd Früdden aus Klintum auf Föhr 1752 in der italienischen Hafenstadt Livorno von einem Steinmetz herstellen und stiftete es der St. Laurentiikirche. Die zwiebelförmige Kuppa ruht auf einem profilierten Schaft, dessen Mitte ein umgekehrter Pyramidenstumpf mit der Inschrift R. F. 1752 einnimmt.
Die Confitentenlade, wohl aus dem 18. Jahrhundert, befindet sich neben der Tür zum Kirchenschiff. Die Gemeindemitglieder der sieben Dörfer des Kirchspiels steckten in den jedem Dorf zugewiesenen Schlitz im Deckel des einfachen weiß lackierten Klappkastens den nach früherer Gottesdienstsitte erforderlichen Zettel mit der Anmeldung zum Abendmahl.
Sehenswertes in der St.Laurentii auf Föhr
Die Kanzel wurde wahrscheinlich zu Anfang des 17. Jahrhunderts in einfachen Spätrenaissanceformen in der gleichen unbekannten Werkstatt geschaffen, die auch 1623 die Kanzel der St. Clemenskirche in Nebel auf Amrum fertigte. Der Schalldeckel wurde wohl erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hinzugefügt. Ihre heutige, 1952 erneuerte farbige Fassung erhielt die Kanzel 1671.
Die barocken Kalkmalereien eines unbekannten Künstlers, die seit etwa 1670 alle Deckengewölbe zierten, waren lange Zeit überstrichen. Sie wurden im Zuge der Innenrenovierung 1954 freigelegt und in den Jahren 1955 und 1956 durch den Kirchenmaler Franz Dubbick restauriert und sehr weitgehend ergänzt und übermalt. Barockes Original ist heute nur noch die Gestalt des Henkers aus der Schilderung der Enthauptung Johannes des Täufers über der Orgel.
Die wesentlich schlechter erhaltenen Malereien auf den beiden östlichen Langhausgewölben restaurierte dann der Hamburger Restaurator Neubert 1957/1958. Der hohe Salzgehalt und die auch durch die Kirchenheizung bedingten Schwankungen der relativen Luftfeuchtigkeit im Kirchenraum führten in den 1960er- bis 1980er-Jahren zu Beschädigungen. Daher wurde die St. Laurentii Kirche auf Föhr in ein Forschungsprogramm des Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege in Fulda aufgenommen. Die Ergebnisse der Untersuchungen führten zu einer erneuten behutsameren Restaurierung durch den Hamburger Restaurator Christian Leonhardt von 1997 bis 2000.
Drei barocke Kronleuchter aus Messing zieren die Gewölbejoche über dem Langhaus und dem Chor und wurden von Föhrer Seeleuten gespendet. Den mittleren mit Pferdeköpfen an den Lichtarmen stiftete Peter Petersen 1702. Die beiden äußeren von 1677 sind Geschenke des Walfängerkommandeurs Matthias Petersen aus Oldsum auf Föhr und seines Bruders John.
Der mittelalterliche gemauerte Altar mit geflügeltem Retabel steht vor der Apsis. Die eingebauten geschnitzten Figuren können stilistisch in das dritte Viertel des 15. Jahrhunderts datiert werden. Auf dem Altar stehen zwei Leuchterpaare, von dem das ältere noch aus der späten Gotik um 1500 stammt. Die beiden jüngeren barocken Leuchter wurden 1680 von Janes Petersen gestiftet. Zwischen den Leuchtern steht heute ein spätgotisches Kruzifix, wohl aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
Das romanische Granittaufbecken aus der Granitquaderkirche des späten 12. Jahrhundert ist das älteste Ausstattungsstück. Es wurde lange Zeit, so wie heute das Mamortaufbecken, im Vorraum aufbewahrt. Das italienische Marmortaufbecken wurde in den 1950er-Jahren an seinen heutigen Platz gestellt, in der Absicht dem Altarraum wieder seine mittelalterliche Erscheinung zu geben. Im Zuge dieser Umgestaltung wurden auch die barocken Elemente vom Altar entfernt.
Die Orgel mit ihrem dreiteiligen neugotischen Prospekt wurde 1887 bis 1890 von der in ganz Schleswig-Holstein mit zahlreichen Werken vertretenen Werkstatt Marcussen in Aabenraa gebaut. Sie verlor ihren ursprünglichen Klang durch eingreifende Umbauten und Erweiterungen in den Jahren 1948 und 1962. Orgelbaumeister G. Christian Lobback renovierte die Orgel von 1989 bis 1990.
der Friedhof der St.Laurentii Kirche auf Föhr
Der Friedhof der St. Laurenti Kirche in Süderende auf Föhr dehnt sich über die Bereiche nördlich, östlich und südlich des Kirchengebäudes aus. Wie auch auf den Friedhöfen der beiden anderen historischen Kirchen, St. Nicolai in Boldixum auf Föhr und die St. Johannis in Nieblum auf Föhr, stehen auf dem St.-Laurentii-Friedhof mehrere „sprechende Grabsteine“. Diese sind mit einer Zusammenfassung der Biografie der oder des Beigesetzten versehen.
Eine besondere Ikonographie-Tradition hat sich im floralen Motiv erhalten: der Mann und die Söhne der Familie sind auf dem Grabstein linkerhand in Tulpen-ähnlichen Blumen aufgeführt, die Frau und die Töchter rechterhand in Form von vierblütigen Blumen. Eine geknickte Blume weist darauf hin, dass die betreffende Person zum Zeitpunkt der Entstehung des Grabsteins bereits verstorben war. Die Häufigkeit dieser Symbolik zeugt von einer hohen Kindersterblichkeit.
Zu den bekannteren Persönlichkeiten mit Grabstein gehört Matthias Petersen aus Oldsum auf Föhr, der der Kirche zwei Kronleuchter stiftete. Einziger Bildschmuck des Steins ist ein rundes Relief, das wappenartig die Glücksgöttin Fortuna über einem schwimmenden Wal zeigt. Die – als einzige auf dem Friedhof – lateinische Inschrift berichtet von dem Erfolg des 1706 Verstorbenen, 373 Wale in fünf Jahrzehnten erlegt zu haben.
Der Grabstein der im Jahre 1736 mit 86 Jahren, davon 51 Jahre als Witwe, verstorbenen Elen Flor steht am Nordausgang des Friedhofs. Die eigenständige Frau war so bedeutsam geworden, dass sie zur Kirchenjuratin berufen wurde, was in der damaligen Gesellschaft absolute Ausnahme war. Die mit Akanthusschmuck verzierte Stele zeigt im abschließenden Rundrelief die Verstorbene vor dem thronenden Christus zwischen Moses, Tod und Teufel mit dem Spruch: „Was kann Gesetz, Tod, Teufel schaden, Jesus nimmt mich an in Gnaden“.
Der Friedhof von St.L aurentii auf Föhr war bis zum Beginn des vergangenen Jahrhundernts nur von einem Steinwall umgeben und ausgesprochen schmucklos. Das Pflanzen von Hecken, Sträuchern und Blumen auf den Gräbern hat sich erst spät eingebürgert. Das Aussehen des alten Friedhofes prägten nur die Grabsteine und das zwischen ihnen wachsende Gras. Bis in die 60er Jahre hinein hatte der Küster von St.Laurentii das Recht, das Gras auf dem Friedhof auf eigene Rechnung zu mähen und Heu zu machen.
Zu jeden Haus des Kirchspiels gehörten früher auch einige Grabplätze auf dem Friedhof. Diese wurden mit dem Haus vererbt oder verkauft. Es waren nicht eigentlich Familien, sondern Hausgrabstätten. Bis heute haben die einzelnen Dörfer des Kirchspiels auf dem Friedhof, "Ihren" Bereich, Utersum auf Föhr z.B. im Südwesten.
Im Laufe der Zeit gewann der Sandstein Eingang auf den Friedhöfen der Nordfriesischen Inseln und drängte den Feldkopfstein zurück, der dann ,,Arme-Leute-Stein" wurde. Die großen liegenden Platten waren besonders im 16. und 17. Jahrhundert verbreitet. Sie sind aus Wesersandstein aber auch aus dem fast schwarzen Namurer Marmor (Namur liegt am westl. Fuß der Ardennen/Belgien) Heute findet man nur noch einige dieser Platten in der Kirche, im Norderquerhaus und vor dem Altar.
Denn im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden viele Grabplatten wohl aus Platzmangel gespalten und als Stelen wiederverwendet.
Außerdem verkaufte die Kirchengemeinde solche Platten als Baumaterial, häufig dienten Sie dann als "drampel" (Türschwelle) so z.B. im Flur des Hauses Nr.27 in Süderende auf Föhr und bei den Häusern Nr.43 und Nr.69 in Oldsum auf Föhr.
die historischen Grasteine der St. Laurentii Kirche auf Föhr
Die Form der Grabmale spiegelt nicht nur die Epochen der Kunstgeschichten und den Zeitgeschmack wider, sondern auch die Wirtschafts und Sozialgeschichte des Kirchspiels und seine soziale Stuktur. Das schlichteste und älteste Grabmal ist der Feldkopfstein, ein kopfgroßer Stein aus Granit, der kaum behauen wurde, und meist nur mit den lnitialen des Verstorbenen und dem Todesjahre versehen wurde.
An der Südseite der St. Laurentii Kirche in Süderende, nahe dem Turm sind einige solcher Feldkopfsteine zu sehen. Ausgediente Feldkopfsteine wurden damals auch zum Deichbau und beim Aufsetzen von Steinwällen, z.B. um die Häuser Nr. 57 und Nr. 67 in Süderende verwendet und sind heute noch dort zu entdecken.
Als der Walfang und die Seefahrt um 1650 an wirtschaftlicher Bedeutung gewannen, wuchsen Handelsbeziehungen im gesamten Nordseeraum.
Die Stele (griech Säule, Grabsäule, ein schmaler aufrechtstehender Grabstein) aus Sandstein ist der für die Inselfriedhöfe klassische Grabstein des 18. und 19. Jahrhunderts geworden, und sie wird z.T. bis heute verwendet. In der Bekrönung enthält die Stele meistens eine bildhafte Darstellung, die häufig von einem Spruchband umgeben ist. Dann folgte in Text, der ausführliche Lebensweg der Verstorbenen schildert. Im unteren Bereich befindet sich oft ein Spruch oder eine weitere bildliche Darstellung.
Viele Stelen sind im Laufe der Zeit abgeschliffen worden, wobei oft auch die alte Bekrönung erhalten blieb. Einige davon waren in der Vergangenheit farbig bemahlt, was teilweise auch noch erkennbar ist.
Die Fliese besteht aus roten Sandstein, der im nördlichen Westfalen oder im Solling gebrochen und abgebaut wurde. Die Fliese hat in der Mitte eine Bohrung, und wurde so mit Hilfe eines Dübels an einem senkrecht im Erdreich eingesetzten Holz oder Walknochen befestigt. Nennenwert sind auch die wenigen klassizistischen Steine aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts, die schon fast wie Fremdkörper auf dem Friedhof wirken. Diese verzichten auf biographische Ausführlichkeit und sind in Ihrem figürlichen Schmuck einfach schlicht gehalten und vom Geist jener Zeit geprägt.
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